Curus Blog
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Qual-O-Mat

Dieser Wahl-O-Mat ist ja, wie auf Spreeblick schön beschrieben, im Grunde ein völlig sinnloses Gimmick aus der Kategorie „Partnervermittlung“. Dennoch hatte ich Lust, den Realitätscheck durchzuziehen und habe mal eben meine Meinung durch das Tool gejagt, kostet ja nix.

Mein Ergebnis sieht so aus:

Wahl-O-Mat

Da ich Die LINKE, die Grünen und die Piraten als einzige Parteien für eingeschränkt wählbar halte, ist das Ergebnis nicht allzu überraschend, die bilden immerhin die Top 3. Scheinbar sieht mich der Wahl-O-Mat aber eher sehr links. Auch die Tatsache, dass FDP und CDU so weit abgeschlagen sind, ist irgendwie amüsant und bestätigend.

Was mich allerdings in eine Sinnkrise gestürzt hat, ist das Kopf-an-Kopf-Rennen im Mittelfeld zwischen Piraten, SPD und – ausgerechnet – NPD (die ich nur zum Vergleich eingeblendet habe).
Bei dieser Nähe macht natürlich auch der Hinweis unter dem Bild Sinn:

„Eine ähnlich hohe Übereinstimmung zwischen Ihren Antworten und den Antworten mehrerer Parteien bedeutet nicht zwangsläufig eine inhaltliche Nähe der Parteien zueinander.“

Denn SPD und NPD würde ich jetzt nicht als „inhaltlich nah“ bezeichnen.

Eine gezieltere Auswertung erklärt dieses merkwürdige Ergebnis aber auch sehr schnell. Weil ich mich gerade besonders über die außenpolitischen Themen rund um Afghanistan und Co. aufrege, habe ich diese Thesen meist doppelt gewichtet. Das gibt der LINKEn vermutlich diesen großen Vorsprung.

Da auch die NPD angeblich raus aus Afghanistan möchte, keine Bundeswehr im Innern haben will und keine Rüstungsexporte unterstützt, sind die so weit oben gelandet. Ich behaupte mal, dass diese Positionen schlicht die Unwahrheit sind (ohne mich mit der menschenverachtenden Meinung von Nazis näher befasst zu haben), was den Wahl-O-Maten noch willkürlicher macht und die NPD zu Unrecht gut platziert.

Damit wäre nur noch zu klären, warum die Piraten trotzdem nicht oberhalb dieses merkwürdigen SPD/NPD-Mittelfeldes angesiedelt sind. Der Grund liegt auf der Hand: Die Piraten haben zu einigen Punkten gar keine einheitliche Meinung, also ergibt sich zwangsläufig in einem solchen Tool wenig Möglichkeit für Überschneidung, wenn man auch über Internetthemen hinaus Antworten geben soll.

Kurzum, die anfängliche Sinnkrise ist schnell behoben. Der Wahl-O-Mat enthält wohl teilweise völlig falsche oder kaschierte Parteipositionen und spätestens nach der Wahl wird aus einem Parteiprogramm ja auch eher ein variables Thesenpapier, was das Prinzip der Seite sowieso in Frage stellt.

Ich könnte mich auch über einige unkonkrete Fragen im Wahl-O-Mat aufregen, dazu ist mir meine Zeit aber zu schade. Wenn da nicht die Befürchtung bliebe, dass einige unpolitische Menschen, für die jenes Angebot gestaltet sein soll, tatsächlich stur nach dieser Auswertung wählen gehen.

8 Antworten to “Qual-O-Mat”

  1. Im Grunde stimme ich dir zu, bei mir hat es die NPD bei einem Vergleichstest unter den rechten Parteien auch ziemlich weit nach vorn geschafft, wenn auch weit hinter die Parteien Die Linke, KPD oder SPD; das liegt auch daran, dass eine bloße Übereinstimmung im Votum noch lange keine inhaltliche Übereinstimmung bedeutet: „Ein Mindestlohn für alle“ liegt eben weit weg von „Ein Mindestlohn für die Deutschen, und alle, die nicht Volksdeutsch sind, werden rausgeschmissen“, trotzdem ist es im Wahl-O-Mat eine Übereinstimmung.

    Fragwürdig finde ich allerdings folgendes:
    „Da ich Die LINKE, die Grünen und die Piraten als einzige Parteien für eingeschränkt wählbar halte,“
    Wie bitte?^^ Die Linke ist dermaßen strukturkonservativ und rückwärtsgewand, dass man inhaltliche Übereinstimmungen in Sachthemen herunterschlucken und sie „links“ liegen lassen müsste. Noch schlimmer ist es bei den Piraten, die nichtmal ein Vollprogramm haben, da könnte man Freiheit wählen und bekommt nachher völkisch-konservative Nörgler; und dann die Grünen…tja, die sind inzwischen so machtgeil, dass sie alles mittragen, um nur passagenweise mitzugestalten, man schaue sich nur die Verhältnisse in Hamburg an. Ich halte derzeit keine Partei für wirklich wählbar, sei es eingeschränkt oder uneingeschränkt; aber auch wenn es inkonsequent scheint, werde ich wählen gehen, manchmal muss man eben das kleinere Übel wählen, selbst wenn es ein großes Übel ist – wer das ist, dass muss dann jeder für sich selbst entscheiden…

    • In den Bundestag kommt man doch nur, wenn man über 5% kommt, oder?
      Dann wäre ja das Risiko nicht so groß, dass die Piratenpartei tatsächlich in den Bundestag, geschweige denn die Regierung kommt und da irgendwelche Sachen versaut, die nicht in ihrem Programm stehen.
      Ich denke, wenn man die wählt, kann man ein Zeichen bei den „etablierten Parteien“ setzen, dass einem deren Schwerpunkte wichtig sind.
      (Heißt nicht unbedingt, dass ich mich schon entschieden habe.)

  2. Herzlich Willkommen im Blog!

    Zu deiner Kritik: Ehrlich gesagt klingt das so, als ob du mir letztlich doch Recht geben würdest. Eine Partei uneingeschränkt für gut zu befinden, liegt mir völlig fern, da ich trotzdem wählen gehe, muss es wohl eine eingeschränkt wählbare sein. Natürlich bringst du gegen die LINKE, die Grünen und die Piraten nachvollziehbare Argumente (wenn auch relativ unkonkret), die man teilen kann, aber nicht muss. Denn schlussendlich wird es eine dieser Parteien sein, die meine Stimme bekommt – weil es gegen die anderen wesentlich stichhaltigere Argumente gibt.

    Insofern: Ja, jeder muss sein eigenes kleineres Übel finden.

    Wenn du dich an der Formulierung „eingeschränkt“ störst, hast du zwar nicht Unrecht, aber um die perfekte Partei zu kriegen, muss man sie sich wohl selbst gründen. Der kleinste gemeinsame Nenner, der zwangsläufig da sein muss, bringt die Einschränkung darüber hinaus immer mit sich.

  3. Stimmt, letztlich stimmen wir überein, und es ist vor allem das Wort eingeschränkt, dass mich stört; es kommt wohl vor allem darauf an, *wie* eingeschränkt die Wählbarkeit ist, und die ist für mich so gering, dass sie kaum nennenswert ist; vermutlich wird es aber auch bei mir wohl auf Linke oder Grüne hinauslaufen, dann aber eher in der Hoffnung, dass sich in der Linken progressivere Kräfte durchsetzen bzw ein bischen grüne Politik immer noch besser als gar keine ist, oder ich mache meine Stimme gleich ganz ungültig, um dieses marode System nicht noch zu stützen:
    http://trotzkist.wordpress.com/2009/09/08/das-system-brd/

  4. Es ist wirklich eine sehr chaotische Lage dieses Jahr und damit auch ein heikles Thema. Mich freut aber, dass du keiner der Neoliberallalas bist, das steht immer erstmal zu befürchten, wenn LINKE/Grüne/Piraten attackiert werden.

    Gegen Nichtwahl oder ungültige Wahl spricht für mich ja ganz klar, dass die Quoten noch so hoch sein können, es interessiert trotzdem keinen. Damit ein Zeichen zu setzen, ist wahrscheinlich auch bei nur 20% Wahlbeteiligung noch nicht möglich.

  5. Steht das bei meinem Namen wirklich zu vermuten?^^

    Ja, Nichtwähler interessieren keinen, aber die Wahl interessiert ja auch keinen; wenn die CDU zum Beispiel gewählt wird, weil sie immer gewählt wurde (siehe Cloppenburg), dann hindert die CDU dort nichts daran, diesen Wahlerfolg als Sieg zu verbuchen aufgrund ihres Atomlobbyismus (selbst wenn ihre Wähler diesen mehrheitlich ablehnen), oder die FDP wird als Protestpartei gewählt (in Sachsen kamen 15.000 Stimmen von der NPD!) und diese behauptet, dass sei ein Sieg für ihren generellen Wirtschaftslobbyismus; dabei können sich doch viele, die die FDP wählen eine Wahlsieg der FDP gar nicht leisten.
    Die Parteien bestimmen allzuoft selbst, warum sie angeblich von den Bürgern gewählt wurden, und zwar ohne Ahnung davon zu haben, warum sie gewählt wurden.

  6. Ehrlich gesagt habe ich den Namen gar nicht wahrgenommen, hätte im Zweifelsfall aber auch Satire sein können. 😉

    Deine Beobachtung unterstütze ich, die Pseudo-Analyse, wie das Ergebnis nach der Wahl zustande kam, ist meistens haarsträubend herbeiphantasiert. Manchmal fragt man sich schon, inwiefern die Welt der Politik jenseits irgendwelcher Umfragewerte einen Realitätsbezug aufzeigt.

  7. @obba: Sorry für die chaotische Freischaltung, dein Eintrag pfeift wohl auf Chronologie und reiht sich direkt ins Antwortschema ein.

    Wie dem auch sei, meine Überlegungen zur Piratenpartei sehen ähnlich aus, wobei ich nicht glaube, dass sie sich jenseits ihres derzeitigen Programmes in die falsche Richtung bewegen wird. Im Zweifelsfall funktioniert der Aufbau der Partei ja auch demokratisch genug, um das Schlimmste zu verhindern. Würden die richtungsweisenden Vorschläge der Mitglieder und der allgemeinen „Netizens“ übergangen, so wäre das Partizipationskonzept der Partei ad absurdum geführt, weswegen ich hier nichts befürchte.
    Zudem steht ja nun auch nicht sooo wenig fest, es geht schließlich nicht nur ums Internet, sondern auch um Menschenrechte, Privatsphäre, Datenschutz und alles, was da noch dranhängt. Deswegen mag ich die Beschwerden über „single issue“ nicht – es mag ein Themenkomplex sein, aber nicht nur ein Thema.

    Entschieden habe ich mich aber übrigens auch noch nicht.


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